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Mittwoch, 15.04.2020

  • Posted on:  Wednesday, 15 April 2020 21:53
Wie so oft liegen im Tierheim Freud und Leid nahe beeinander. Fünf Jahre ist es her, dass sich eine Dame im Tierheim meldete, die unseren eigentlich unvermittelbaren Jacko im Internet gesehen hatte und sich sicher war, dass er genau der richtige Hund für sie sein würde. Nun war Jacko eigensinnig bis zur Sturheit, war auch nicht sicher stubenrein und weigerte sich, irgendwelchen Erwartungen zu entsprechen. In unserem Büro gehörte er zum Inventar, wir waren uns eigentlich sicher, dass dies so bleiben würde. Die Dame lernte Jacko kennen und war sich immer noch sicher, dass er genau der richtige war. Unsere Pfleger waren skeptisch, vor allem als sie hörten, dass Jacko mit zwei freilaufenden Hasen zusammenleben sollte, bekamen sie so einige Sorgenfalten auf der Stirn. Die Dame beharrte darauf, Jacko zu sich zu nehmen und siehe da, es geschah ein kleines Wunder: Jacko, der fortan den Namen Camillo trug, fühlte sich sofort wohl im neuen Zuhause, benahm sich bestens und vertrug sich zu unserem Erstaunen auch sofort mit den Hasen. Dass Camillo immer noch ein wenig seinen eigenen Kopf hatte, fanden die neuen Besitzer eher charmant, sie liebten Camillo von Herzen und akzeptierten seine Eigenheiten. Fünf sehr glückliche Jahre durfte unser ehemaliger "Ladenhüter" in diesem Zuhause verbringen, leider hatte er immer schon Probleme mit Arthrose, die sich in den letzten Wochen so sehr verschlimmerte, dass er trotz Schmerzmitteln nicht mehr aufstehen konnte. Seine Besitzer haben sich daher schweren Herzens entschlossen, ihn von seinen Beschwerden zu erlösen. Da sie es aber nicht ertrugen, ohne Hund zu sein, haben sie sich bei uns nach einem Hund erkundigt, der besonders dringend ein neues Zuhause suchte. Unser Rocky ist schon ein alter Herr, er ist schwarz und war in seinem früheren Zuhause nicht zuverlässig sauber, weshalb er bei uns abgegeben wurde. Nach einer Ernährungsumstellung verlor sich die Unsauberkeit, trotzdem waren Rockys Vermittlungschancen praktisch Null. Camillos frühere Besitzer wollten Rocky sofort kennenlernen, haben sich in ihn verliebt und ihn heute schon mitgenommen. Rocky kannte Hasen aus seinem früheren Leben, sollte damit also auch keine Probleme haben. Da wir die neuen Besitzer schon gut kennen, erübrigte sich auch eine (derzeit ja nicht mögliche) Platzkontrolle.
Eine erste Rückmeldung haben wir heute schon bekommen:
Lieber Holger, liebes Team,
Rocky heißt jetzt Schoki und hat schon einige ausführliche Runden im Bayernpark hinter sich samt erster Begrüßungen seiner neuen vierbeinigen Freunde.
Er ist wahrlich ein schlechter Esser und hat heute trotz ausführlicher Morgenrunde noch nicht gefrühstückt. Vielleicht ist ihm das alles aber auch von der Uhrzeit her noch viel zu früh (Um 04.30 Uhr aufstehen...:() Puuh!
Die Nacht war völlig entspannt, er hat auf seiner Decke vor der Heizung geschlafen, aber immer ganz in meiner Nähe. Beim Aufstehen hat er dann spontan eine ordentliche Portion Kot ,,verloren". Das sah tatsächlich etwas unkontrolliert aus. Am Freitag Nachmittag habe ich einen Termin beim Tierarzt, mal sehen, was der zum Schließmuskel sagt.
Die Kaninchen haben sich inzwischen aus ihrem Käfig - Schulter an Schulter, da ist man sicherer - wieder hinausgewagt, sind aber dennoch etwas piekiert und beäugen den neuen Mitbewoher skeptisch aus ihrer Höhle heraus. Aber da Schoki an ihnen völlig uninteressiert ist, werden die beiden Omas sich auch zeitnah wieder beruhigen.
Ich habe den Eindruck, dass er es irgendwie noch nicht recht glauben kann, und den traurigen Gesichtsausdruck wird er immer wieder mal zeigen, den konnte auch Camillo nie ganz ablegen, haben beide in ihrem Leben ja viel gesehen und erlebt.
Ich danke euch aufs Neue recht herzlich für eure Arbeit und den daraus resultierenden Erfolg, da ihr es auch in diesem Fall wieder geschafft habt, einem ,,Abgeschriebenen" soweit auf die Füße zu helfen, dass er in ein ,,neues Leben" entlassen werden kann.
Liebe Grüße, bis bald

Ebenfalls schöne Nachrichten haben wir von unserem Berny, der jetzt Benji heißt:
Lieber Herr Schlubbe,
Liebes Tierheim Team,
Wir wollten gerne ein paar Neuigkeiten von Benji berichten, auch da ja nun der angekündigte Besuch zur Kontrolle bei uns wegen der Beschränkungen vorerst nicht möglich ist.
Zunächst einmal: alles läuft sehr gut. Benji ist sehr zufrieden, dass wegen der Corona Ausgangssperre alle daheim arbeiten und er eigentlich ganz selten mal alleine Zuhause ist.
Die anfängliche "Leinen-Aggression" war wohl eher noch etwas Unsicherheit bei Mensch und Hund und ist komplett weg. Benji läuft inzwischen super entspannt an der Leine an jedem Hund vorbei, Bestechung mit Leckerlis hat hier Wunder bewirkt. Das hätten wir vor ein paar Wochen nicht für möglich gehalten. Falls ein freilaufender Hund direkt auf uns zukommt, ist Benji inzwischen auch angeleint sehr freundlich. Das war ja zu Beginn der größte Stressfaktor beim Gassi gehen.
Benji hat tatsächlich mit allen Hunden der Umgebung Freundschaft geschlossen, inklusive der Nachbar Hunde, die er überwiegend ignoriert. Auf dem nahen ehemaligen Flughafen, wo es große Freiflächen gibt, kann er mit der 10 m Schleppleine auch mal mit anderen Hunden spielen, was er sehr genießt. Das hat sich eher zufällig ergeben, da wir, als wieder mal ein Freilaufhund auf uns zugestürmt kam, die Schleppleine fallen ließen und das Beste hofften. Und siehe da, das war die Lösung! Von da an ging es stetig besser. Da hätte uns eine Hundeschule sicher sehr geholfen, aber mit utube Trainings-Videos behelfen wir uns eben in der Zwischenzeit und üben fleißig.
Also alles in bester Ordnung bei uns.
Wir hoffen auch Sie und die Tiere kommen trotz der Einschränkungen einigermaßen gut durch diese Zeit!

Eingezogen sind zwei Fundvögel. Auf die Aufnahme von Vögeln sind wir ja eigentlich nicht wirklich eingerichtet, aber unsere Pfleger finden auch hier immer wieder eine Möglichkeit, bedürftige Tiere unterzubringen.
Der erste war ein Wellensittich, den am Ostersonntag eine Katze als Osterfestmahl auserkoren hatte. Die Finder haben ihr die Osterfeiertage ein wenig verdorben, wir hoffen aber doch dass sie darüber wegkommt. Der Vogel fand es jedenfalls gut, er wollte lieber von uns ein paar Leckerbissen zu Ostern bekommen als selber als Leckerbissen dienen. Da bei Vögeln auch kleine Verletzungen zu bösen Entzündungen führen können, haben wir ihn zum Tierarzt gebracht, er bekam ein Antibiotikum und sollte damit hoffentlich außer Gefahr sein.

Der zweite war ein Nymphensittich, der in Kolbermoor zugeflogen ist. Offensichtlich war er sehr ausgehungert, so dass die Finder ihn mit Futter locken und einfangen konnten.  Im Tierheim dachte der Vogel sich aber, dass die Pfleger es auch nicht einfach haben sollten und entfleuchte beim Umsetzen in unseren Käfig. Nun haben unsere Pfleger aber einige Erfahrung im Einfangen entflohener Tiere, der Kampf Pfleger gegen Vogel endete daher mit einem klaren 1:0 für unsere Pfleger. Nach 10 Minuten war der Nymphi sicher im Käfig verstaut, wenn wir ehrlich sind, war das ja auch entschieden zu seinem Besten.

 

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