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2015 - Mustafa-Ignaz blickt zurück

  • Posted on:  Thursday, 31 December 2015 17:26
Mannomann, schon wieder ein Jahr um! Bei uns hier im Tierheim ist ja fast jeden Tag so viel los, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

Ziemlich genau vor einem Jahr war die Stimmung hier im Tierheim ja ganz komisch, alle sind mit ganz langen Gesichtern rumgelaufen. Ich versteh ja nicht wirklich was davon, aber anscheinend gings darum, dass nicht mehr genug Geld da war, um all die vielen Kosten zu bezahlen. Wir brauchen ja alle unser Futter, der Tierarzt für all die vielen kranken Tiere, die zu uns kommen, muss bezahlt werden, warm wollen wirs auch ein bissel haben. Viele Kosten entstehen auch nicht direkt durch den Tierheimbetrieb, aber dazu erzähl ich euch später noch ein bissel mehr.

Jedenfalls sahs wohl ziemlich böse aus fürs Tierheim, aber unsere Chefs haben sich davon nicht entmutigen lassen. Irgendwie haben sie dann auch geschafft, dass jede Menge Besucher ins Tierheim gekommen sind. War zwar ein Riesenstress für mich, weil ich ja alle Besucher immer persönlich begrüße, aber Spaß hats natürlich auch gemacht. Die vielen Kindergarten- und Hortgruppen und die Schulklassen hatten natürlich oft auch das eine oder andere Leckerli für mich dabei und die vielen Unterstützer, die Aktionen für uns durchgeführt hatten und Spenden vorbeigebracht haben, haben sich immer gefreut, wenn ich mich beim Foto mit dazugestellt und in die Kamera gegrinst hab. Bin halt auch recht fotogen! Politiker, die uns helfen wollen, waren auch ein paarmal im Tierheim, da hab ich natürlich auch ein bissel ein seriöseres Gesicht gemacht beim Foto. Dass ich ganz nebenbei auch noch Filmstar wurde, weil so einige Fernsehteams bei uns waren und Aufnahmen vom Tierheim gedreht haben, macht mich schon ein bissel stolz.
Anscheinend hat das Ganze uns doch geholfen, jedenfalls sind die Gesichter von unseren Leuten jetzt wieder sehr viel entspannter, was mich sehr freut, weil ich auch immer ganz traurig werde, wenn meine Leute traurig sind.

Auch abgesehen vom Geld war im letzten Jahr natürlich allerhand los.
Am meisten betroffen haben mich die Veränderungen hier bei den Bürohunden, weil ich die ja alle gut kenne. Die größte Veränderung war wohl der Auszug von Jacko. Jacko gehörte ja jahrelang zum festen Inventar, eigentlich hab ich gedacht, dass der für immer bei uns bleibt. Aber jetzt geht’s ihm wohl richtig gut, da wo er jetzt wohnt. Ein paar andere Hunde waren nur kurz bei uns im Büro, die alte Lilly, die wider Erwarten nochmal einen tollen Platz gefunden hat, die Chihuahua-Gang, die sich unerwartet vermehrt hat, der Dogo Argentino-Welpe Sasha, für den wir mindestens 20 gute Plätze gehabt hätten, die scheue kleine Dorela, die jetzt bei ihrem großen Freund Alex im Zwinger wohnt und noch so einige mehr. Verabschieden musste ich mich von einer langjährigen Bürokameradin – Sarah war schon lange sehr krank und hat uns für immer verlassen.
Auch im Hundehaus gabs so einiges an Kommen und Gehen. Pablo und Charly sind nach einer sehr langen Zeit ausgezogen – der eine ist jetzt Weltenbummler und dauernd unterwegs, der andere verbringt seine freie Zeit am liebsten daheim auf der Couch, aber beide fühlen sich richtig wohl. Nur eine einzige Nacht hat dagegen Sunny bei uns verbracht. Ihr Pflegepapa hat spätabends in unserem Tagebuch gelesen, dass sie bei uns ist, sofort angerufen und stand pünktlich am nächsten Morgen vor der Tür, um Sunny für immer zu sich zu holen. Jede Menge vermisste Hunde wurden uns gemeldet und Fundhunde wurden uns gebracht. Da meine Leute vermisste oder gefundene Tiere immer bei uns auf der Homepage und der Facebookseite veröffentlichen, konnten fast alle Hunde wieder zu ihren Besitzern zurück. Einige wenige sind uns geblieben, bei einigen konnten wir aber trotzdem herausfinden, wo sie hergekommen sind. Tagelang gesucht haben wir den Boxer Paul, der nach einem schweren Unfall in Panik geflüchtet war. Da haben meine Menschen richtig gestrahlt, wie der endlich gefunden werden konnte!

Auch Pflegehunde hatten wir so einige, die ich hier im Büro kennenlernen konnte. So richtig als Hund konnte man Lara ja nicht einordnen, wie sie zu uns gekommen ist. Lara war ein kugelfömiges Etwas mit dickem verwuschelten Fell, dass sich mit Müh und Not bis ins Büro schleppte. Ähnlich wie Mimi und Basti durfte Lara zu Pflegeeltern ziehen, die sie dann behalten haben, wie ihr Frauchen verstorben ist. Lara hat uns neulich besucht, die ist richtig hübsch geworden, recht schlank und mit gepflegtem Haarschnitt könnt sie mir direkt gefallen. Basti dagegen macht mir ein wenig Konkurrenz, der durfte eine richtig große Anzeige mit seinem Foto in der Zeitung schalten, um Werbung für unser Tierheim zu machen.
Ein total netter kleiner Pflegehund war auch noch da, aber Pop durfte nicht zu mir ins Büro, der musste in der Quarantäne bleiben, weil er von irgendwo weit weg eingereist war und nicht so geimpft war, wie das bei uns gemacht werden muss.
Einmal gabs ein wenig Ärger, weil einer unser Gassigeher zwar die Häufchen von „seinem“ Hund brav in die Tütchen verpackt hat, das Tütchen aber ganz und gar nicht ordnungsgemäß einfach beim Nachbarn über den Zaun geworfen hat, Der Nachbar hat sich natürlich beschwert, meine Menschen haben den Gassigehern dann recht deutlich gesagt, dass das so natürlich nicht geht! Ich glaube, jetzt haben es alle kapiert.
Achja, damit es beim Umgang mit Hunden weniger Stress gibt, haben ehrenamtliche Mitarbeiter in Schulen ein Seminar zum richtigen Umgang mit Hunden angeboten. Gut, dass ich den Umgang mit Kindern aus den Besuchergruppen nicht erst lernen muss, das kann ich von selber schon recht gut!

Bei den Katzen wars diesmal so schlimm wie noch nie mit den vielen vielen Katzenkindern, die zu uns gebracht wurden. Dieses Jahr waren vor allem richtig viele kleine Flaschenkinder dabei, die meine Mitbewohnerin bei uns zuhause aufziehen musste. Natürlich muss ich ihr dabei helfen, das mit dem Bauch ablecken kapiert sie einfach nicht, da massiert sie immer nur mit den Fingern rum. Naja, anfangs haben die Babys dann eher ausgesehen wie getaufte Mäuse, aber mittlerweile hab ich den Schwung ganz gut raus. Ganz ehrlich, kleine Katzenbabys sind ja sowas von süß, mir sind sie viel lieber als so lästige Hundewelpen. Aber das ist wohl Ansichtssache. Mittlerweile sind die letzten Babys, von diesem Jahr, die noch bei uns wohnen, ja auch schon recht groß. Aber ich fürchte, dass schon nächstes Jahr wieder welche nachkommen werden.
Damits nicht so viele werden, machen meine Menschen auch immer wieder Aktionen, wo ganz viele Katzen auf einmal kastriert werden. Manchmal werden dazu auch Futterplätze eingerichtet, weil die wilden Katzen ja nicht zu Menschen ziehen können. Natürlich kostet das immer ganz schön Geld, wenn da 10, 15 oder 20 Katzen auf einmal operiert werden müssen. Aber meine Menschen sagen, es ist auf Dauer immer noch billiger, als Dutzende Katzenbabys mit Schnupfen, Parasiten und allen möglichen anderen Krankheiten wieder gesund zu pflegen. Und was wichtiger ist, ist dass den Tieren viel Leid erspart bleibt und dafür kann man schon ein wenig Geld ausgeben.

Bei den Katzen gibt’s auch viel mehr Fundtiere, die nicht mehr abgeholt werden, als bei den Hunden. Trotzdem geben sich meine Leute alle Mühe, die auf unserer Homepage und Facebookseite einzustellen, damit wenigstens ein paar wieder nach Hause kommen. Letztes Jahr war immerhin eine dabei, die Monate vorher nach einem Tierarztbesuch entwischt war und die nach Monaten bei uns gelandet ist. Die Enkel haben die Katze der Omi auf Facebook erkannt, da war die Freude richtig groß, als die sie bei uns abgeholt hat!
Leider werden viele vermisste Katzen nie mehr gefunden, viele davon sind wohl Verkehrsopfer. Einige landen auch immer wieder bei uns, unsere Murmel hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und konnte eine Zeitlang nur im Kreis laufen, Klara war mit einem gebrochenen Bein ins Tierheim gekommen und und der kleine Jiminy hatte eine gewaltige Schwellung im Gesicht. Die drei haben es geschafft und durften in ein neues Zuhause ziehen, viele andere waren leider nicht mehr zu retten.
Ebenfalls geschafft haben es die beiden Epileptiker Ella und Norbert, die beide in ein richtig schönes Zuhause ziehen durften. Richtig dramatisch war es, als Katzendame Peaches, die selber noch ein halbes Kind war, ihr Babys bekam. Peaches hatte keine Ahnung, wie man sich richtig um Neugeborene kümmert, so dass die Kleinen beinah erstickt wären. Zum Glück haben unsere Katzenpfleger da sehr viel mehr Erfahrung, so dass sie die Kleinen in letzter Sekunde retten konnten.

Richtig turbulent wars letztes Jahr auch in unserem Kleintierhaus. Aus einer Wohnung sollten unsere Leute 20 Ratten abholen und fielen aus allen Wolken, als sie die Tür öffneten. Nicht 20, sondern fast 400 Ratten starrten sie aus allen Ecken und Winkeln an. Irgendwie haben meine Leute gezaubert, sich die Ohren heißtelefoniert, Käfige organisiert und das Unmögliche möglich gemacht. Es hat ein paar Tage gedauert, dann war ein guter Teil der Ratten erstmal bei uns untergebracht, die anderen gleich auf andere Tierheime verteilt. Die Rattennothilfe München hat uns da sehr geholfen und eine Zeitlang konnte man regelmäßig bei uns Leute mit Transportbehältern voller Ratten über den Hof laufen sehen. Kaum waren die Ratten auf viele Tierheime verteilt und nur noch wenige übrig, kam schon der nächste große Notfall. An allen möglichen Bushaltestellen östlich von Rosenheim wurden Meerschweinchen und Kaninchen in Schachteln ausgesetzt. Meine Leute sagen, dass wir über 50 Meerschweinchen aufgenommen haben, dazu kommen noch ein ganzer Schwung, die der Besitzer einfach schlachten wollte und die jetzt ebenfalls bei uns leben. Ideen haben die Leute...
Aber auch was positives gibt es aus dem Kleintierhaus: Die Chinchillas Toffel und Wolle lebten schon ewig im Tierheim, weil Wolli einen Leberschaden hat. Obwohl er seinen Spezialbrei brav frisst, wollte ihn keiner haben. Erst als wir ihn als Notfall auf die Homepage gestellt haben, haben sich total nette Menschen gemeldet, die die beiden zu ihren eigenen Chinchillas dazugenommen haben, so dass sie jetzt endlich in einen richtigen Zuhause leben.
Ebenfalls ausziehen durfte das überdimensionierte Kaninchen Stanzerl, das jetzt wieder genug Platz um sich richtig auszutoben.

Natürlich wurden uns letztes Jahr wie immer eine Menge anderer Tiere gebracht, Wasserschildkröten, darunter ein richtig winziges Baby, Enten aus der Schachtel, ein Pfau – nein, ich kann nichts dafür, dass der erschrocken und aufs Dach geflogen ist, ich wollte den nur mal aus der Nähe anschauen!!! - , eine Ringelnatter, die an einem Paketaufkleber hängen geblieben war, ein Skorpion, ein Bankräuberigel und viele andere Tiere, die wir selber nicht behalten können.
 Zurückbekommen haben wir mehr oder weniger so einige Tauben, die einst verletzt zu unserem Vogelspezialisten Heini gebracht worden waren und die er immer weiter gefüttert hat. Jetzt sagt sein Nachbar, dass er das nicht darf, deshalb haben meine Menschen eine Voliere so umgebaut, dass die Tauben drin wohnen können. Da sind wir übrigens wieder bei den Kosten: Die ganzen Vögel, die als Fundtiere uns gemeldet werden, geben wir an den Heini weiter, dafür darf der Heini sein Futter auf unsere Rechnung einkaufen. Vieles besorgen unsere Einkäufer auch extra für den Heini, der dann sein Futter nur noch bei uns abholen muss. Natürlich unterscheidet da keiner, ob die Vögel über uns zu Heini gebracht wurden oder ob sie direkt zu ihm gebracht wurden, wir fühlen uns da für alle zuständig!
 



Zwei Teiche mussten unsere Mitarbeiter ausräumen bevor sie zugeschüttet wurden, da haben wir jetzt jede Menge neue Goldfische und ein paar Molche in unserem Teich. Zwei Enten waren von Jugendlichen mit Pfeilen beschossen worden, die konnte meine Menschen aber nicht retten, weil sie sich einfach nicht einfangen lassen wollten.
 






Unsere Walli ist gestorben, jetzt ist Rossi das letzte Schwein, das noch bei uns lebt. Der freut sich aber nach wie vor seines Lebens und gibt sich alle Mühe, den Hunden ein wenig Unterhaltung zu verschaffen.
 






Was war sonst noch alles?
Ja genau, einen Maibaum haben wir am Tierheim aufgestellt. Jetzt wo sie rundum die Bäume abholzen für die neue Straße, finde ich das recht praktisch, dass wir Hunde mindestens noch einen Baum haben zum...  Aber meine Menschen sagen, dafür ist der nicht da, ich soll das lassen. Pffff....
 




Sonst muss auch noch so einiges los gewesen sein, aber vieles krieg ich ja nicht mit, weil ich meistens hier am Tierheim bleiben muss. Auch auf den Platz darf ich nicht immer, einmal hab ich aber zumindest gehört, dass da ganz schön was los. Da hat Julia Plank gesungen und Heinz von Wilk eine Geschichte vorgelesen. Genannt haben sie das eine tierisch-musikalische Lesung und meine Menschen sagen, dass es ein sehr schöner Abend war.
Auf der Veganmania und auf dem Christkindlmarkt Kolbermoor hatten wir dieses Jahr auch einen Stand, ab da weiß ich nur, dass ein paar Ehemalige von uns zu Besuch waren, weil sie das im Büro erzählt haben, sonst hab ich nicht viel mitbekommen.
 


Unsere Chefs haben ganz viel mit Politkern geredet und verhandelt, die wollten erreichen, dass die Gemeinden wegen der vielen Fundtiere, die immer bei uns landen, einen festen Betrag zahlen, den wir dann jedes Jahr bekommen. Anscheinend wollten die Gemeinden auch was zahlen, aber viel weniger als das, was unsere Chefs sich vorgestellt hatten. Jedenfalls sind sie sich nicht einig geworden und deshalb müssen unsere Leute jetzt halt weiter um jeden Cent kämpfen. Aber wie gesagt, die machen das recht gut, so dass meine tierischen Kollegen, die hier leben, zumindest momentan keine Angst um ihr Zuhause haben müssen.
 




Alles in allem war es jedenfalls ein recht turbulentes Jahr 2015 mit vielen dramatischen Ereignissen.
Für das neue Jahr wünsche ich mir, dass es ein bisschen weniger turbulent wird, dass weiter viele nette Unterstützer zu Besuch kommen, um die ich mich natürlich auch weiterhin persönlich kümmern werde, dass viele Tiere ein schönes Zuhause finden oder in ihr Zuhause zurückgebracht werden können und natürlich, dass das Tierheim auch weiterhin bestehen bleibt und vielleicht sogar einmal ein Neubau realisiert werden kann!
 



Euch allen wünsche ich ein GUTES NEUES JAHR 2016!
Gelesen 1047 x Zuletzt bearbeitet am Thursday, 31 December 2015 21:54
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