Font Size

SCREEN

Profile

Menu Style

Cpanel

Montag, 12.10.2015

  • Posted on:  Monday, 12 October 2015 22:10
Wer unseren Artikel zum Internationalen Tag des Hundes aufmerksam gelesen hat, wird vielleicht bemerkt haben, dass wir einen unserer "schwer vermittelbaren" mit keinem Wort erwähnt haben:
Rottweiler Bruce ist einer unserer schwierigsten Hunde, vom ersten Besitzer wurde er völlig falsch erzogen, eine erste Vermittlung scheiterte, weil Bruce bereits sehr schwierig war und sein Verhalten mit Hilfe genau der falschen Trainer korrigiert werden sollte. Als die neuen Besitzer mit Bruce endgültig überfordert waren, gaben sie Bruce ans Tierheim zurück. Sein mittlerweile extrem schwieriges Verhalten änderte sich auch trotz der mit ihm durchgeführten Trrainingsstunden kaum, Bruce konnte nur noch mit Maulkorb mit erfahrenen und belastbaren Gassigehern spazierengehen oder auf den Hundeplatz gelassen werden.
Trotzdem (wir glauben ja mittlerweile an Wunder!) fand sich für Bruce eine Interessentin, die bereits mehrere teilweise sehr schwierige Rottweiler hatte und wieder einen Rottweiler zu sich nehmen wollte. Nach einer langen Vorbereitungsphase mit ausgiebigen Spaziergängen und ersten, immer länger werdenden Besuchen im neuen Zuhause dufte Bruce schließlich ganz zu ihr ziehen.
Über das immer noch schwierige Zusammenleben und die Entwicklung, die Bruce macht, hat seine neue Besitzerin einen Erfahrungsbericht geschrieben:

Am 10. August 2015 wurde mein letzter Rottweiler eingeschläfert. Santos hatte Krebs und wurde 10 Jahre alt. Er wurde mir damals mit einem halben Jahr von der Salzburger Polizei als schwieriger Hund vermittelt, da ich einen guten Ruf als Hundeführerin dieser Rasse habe.
Vor Santos hatte ich Ferro, er hatte auch Krebs und wurde achteinhalb.
Vor Ferro kam mein erster Rottweiler ins Haus. Rambo war ein Raufer und wurde 12 Jahre alt. Er starb an Altersschwäche.
Ich lebe in Bayern an der österreichischen Grenze. In meinem Bauernhaus mit großem Garten fehlte mir nun wieder mein Rottweiler an meiner Seite. Ich erfuhr von Bruce, der im Tierheim Rosenheim sein Leben fristete, nachdem er von seinem ersten Besitzer völlig falsch erzogen und schließlich als aggressiver „Ball-Junkie" im Tierheim abgegeben worden war.
Der nächste Besitzer war mit Bruce deutlich überfordert und versuchte schließlich, mit Hilfe genau der falschen Trainer aus Bruce wieder einen „funktionierenden" Hausgenossen zu formen, was leider völlig danebenging. Nachdem alle Versuche scheiterten, Bruce mit Hilfe eines Laufbands (!) auszulasten und ihm sein mittlerweile immer problematischer werdendes Verhalten wieder abzugewöhnen, wurde Bruce als Problemhund wieder ins Tierheim zurückgebracht.
Trotz verschiedener Versuche, Bruce wieder zu einem verträglichen und vor allem Menschen gegenüber ungefährlichen Hund zu erziehen, war und blieb Bruce so unberechnbar, dass er selbst von erfahrenen Gassigehern, die er gut kannte und mit denen er vertraut war, nur aus dem Zwinger geholt werden konnte, wenn ihm vorher ein Maulkorb angelegt worden war, um Beißattacken auszuschließen.
Als mir Bruce Ende August in einem großen Auslauf vorgestellt wurde, saß ich auf zwei Reifen, die ich mir als Sessel hingestellt hatte. In der Linken hielt ich Geflügelwürstchen. Ich sagte, er brauche keinen Beisskorb. Ich säße ja ruhig da mit Würstchen in der Hand. So war es auch.
Bruce kam in den Zwinger, schaute mich kurz an, ignorierte mich dann. "Wieder so ein Experte, der es mit mir versuchen will", schien er zu denken. Das gefiel mir. Irgendwann fraß er von meinen Würstchen, dann planschte er wieder in einer Wassermuschel. Ich ging zu ihm und bewunderte ihn mit langgezogenen Selbstlauten: "Bist du schööön! Und sooo liieeb!" Dann bürstete ich ihn mit meinen ausgestreckten Fingern. Er hatte eine graue Wollschicht auf dem Fell. Abgestorbenes, staubiges Fell. So ein Tierheim hat nicht die Zeit für die Fellpflege von Hunden. Und erst recht nicht bei Rottweilern, die nach jahrelanger unsachgemäßer Haltung seltsam ticken.
Bruce hörte auf zu planschen und schaute mich von der Seite an. Hinter mir stand der Leiter des Hundehauses. Ich merkte, dass er Streß hatte. Aber ich kenne den Blick der Rottweiler. Nach 30 Jahren Rottweilerhaltung kann man sie lesen.
Als mir dann eine Bürste gereicht wurde, ließ er die Fellpflege noch einige Minuten zu, dann entfernte er sich. Das war wohl alles zuviel für ihn. Ich ließ ihn fürs Erste in Ruhe. Eine halbe Stunde sollte bei der ersten Begegnung reichen.
Von da an kam ich den ganzen September zweimal die Woche, um mit Bruce zu gehen, ihn mit meinem Wohnmobil vertraut zu machen oder ihn im kleinen Panda mit teppichverlegtem Holzfußboden abzuholen. Das kleine Auto ist somit nur ein Zweisitzer. Die meiste Fläche ist für meinen Rottweiler gemacht worden.
Bruce muss nun auf Werkseinstellung programmiert werden, um ihn dann wieder neu zu sozialisieren. Da er wohl nur scharf angeredet und ihm noch dazu durch Zwangsunterordnung Schmerzen zugefügt worden sind, saugt er meine ruhige und zärtliche Stimmlage richtig auf wie eine Droge. Wenn ich ihn streichle und mit ihm spreche, schließt er die Augen.
Bei dem Kommando PLATZ bekommt er automatisch Herzrasen, wie ich es zufällig bemerkte, weil meine rechte Hand auf seiner Brust lag. So etwas kann brandgefährlich werden, wenn man dann weiterhin im strengen Ton auf PLATZ besteht! Er legt sich jetzt hin, wenn ich ihm sage: Leg dich schön hin. Das reicht mir erst einmal. Später mache ich das mit DOWN und Handzeichen. Das mit den Handzeichen hatte ich bei all meinen Rottweilern gemacht.
Da er im Tierheim alles zerriss und kaputt machte, konnte man ihm keine Decke oder Matratze in den Zwinger legen. Er schlief auf Beton.
Am 1. Oktober 2015 holte ich ihn für ganz zu mir nach Hause. Er frisst sein Futter von der von mir gehaltenen Schüssel auf dem Schoß. Er ist in seinem umzäunten Garten schon heimisch geworden. Wenn er vorher im Tierheim auf alle Hunde losging, so ist es nun schön anzuschauen, dass er sich mit den Hündinnen meines Gartennachbarn gut versteht. Er hat mir in Haus und Garten noch nichts kaputt gemacht. Klar, er versuchte es anfangs. Aber er verstand, dass ich es nicht wollte. Statt einer Planschmuschel oder einer Maurerwanne hat er bei mir eine große Zinkwanne, in der er sich austoben kann. Danach lässt er sich mit einem Frotteetuch schön abrubbeln. Er muss wohl mit Spielzeug damals "mannscharf" gemacht worden sein. Deshalb muss ich aufpassen, dass nichts herumliegt von meinem vorigen Hund. Habe schon alles weggeräumt. Selbst das Werfen einen Stöckchens kann fatale Folgen haben, wenn man nicht sofort im richtigen Moment das richtige tut als Hundeführer.
Die täglichen Wanderungen mit ihm mache ich nur mit Beißkorb und zweifach gesicherter Leinenbefestigung. Vorbeifahrende Fahrräder kann ich so langsam mit Gaben von Fleischwurst uninteressant machen. Auch Viehweiden. Ich werde ihn wohl an Hündinnen gewöhnen können. An Rüden, das weiß ich nicht. Muss ja auch nicht sein. Ich gehe mit ihm angeleint. Wenn es sein muss, sein Leben lang.
Meine Freundin vom hiesigen Tierheim sagte aber mal vor Jahren: "Es gibt Schlimmeres als bei Frauchen an der Leine gehen zu müssen!" Recht hat sie.
Gestern machte ich Sandkuchen. Er fraß vorsichtig aus meiner Hand, als ich die ersten warmen Stücke probierte.
Bruce liegt gerne auf der Holzterrasse. Von dort kann er den ganzen Garten und die Straße beobachten. Ein Hund sollte nicht im Bett schlafen. Bei mir soll er es aber. Er sehnt sich nach Berührung und Streicheleinheiten.
Bruce ist kein Everybodys Darling. Das muss er auch nicht.
Mir reicht es vollkommen, wenn ich sein Darling bin. Und da sind wir auf dem besten Wege!

Jacko wurde in unserem Artikel zum Internationalen Tag des Hundes als erfolgreiche Vermittlung erwähnt, jetzt haben wir wieder einmal eine absolut positive Rückmeldung bekommen:
Liebes Team,
ich wollte mal wieder kurz rückmelden, wie es dem alten Kameraden in seinem neuen Zuhause so ergeht. Kurz gefasst: Camillo ist und bleibt ein Prachtexemplar. So einen pflegeleichten und dankbaren Vierbeiner habe ich noch nicht erlebt.
Er bellt nicht, was die Nachbarn bedauern, die hier in der Großstadt gerne eine Art Wachhund neben sich hätten.:) Camillo genießt sein Dasein in der Mitte von zwei Zweibeinern, die zugebenerweise nichts Besseres zu tun haben, als ihn zu beschmusen, zu herzen und einfach lieb zu haben. Er zahlt dies mit ganzer Münze zurück. Das Alleinsein ist für ihn überhaupt kein Problem; er zieht sich dann in sein ganz großes Körbchen zurück, baut sich aus meiner Bettdecke eine Höhle und ruht sich aus.
Die Tabletten haben wir inzwischen abgesetzt (Das Kortison haben wir ausschleifen lassen.), Wir beäugen ihn natürlich sehr genau und würden jede Veränderung, die auf Schmerzen hindeuten könnte, sofort registrieren und dann auch reagieren. Aber Camillo ist springlebendig und durchpflügt voller Lebenslust die Grünanlagen in der Gegend. Auf dem Rückweg vom Gassigehen nimmt er dann gerne mal drei Stufen auf einmal, es wartet ja das Gabelfrühstück. Auch von zerstörerischen Ansätzen war nie eine Spur, genauso wenig von Stubenunreinheit. Camillo ist ein verlässlicher Partner, so einen kann man sich nur wünschen.
Ich weiß, dass noch immer das Foto fehlt, aber mein Handy kann offensichtlich keins verschicken, ist ein altes Ding. Ich habe es schon versucht. Natürlich könnten wir zu Besuch vorbeikommen, aber ich weiß nicht, was das bei Camillo auslösen würde, da bin ich überfragt und Irritationen möchte ich ihm wahrlich ersparen.
Ich hoffe, Sie freuen sich zunächst auch ohne Foto über diese so positive Rückmeldung.
Liebe Grüße

Ebenfalls erwähnt haben wir Aramis, bei dem vor allem Temperament und Jagdtrieb eine erfolgreiche Vermittlung lange verhinderten. Als Reaktion haben wir wieder einmal schöne Fotos bekommen, die zeigen, wie sehr ein Hund in einer passenden Umgebung sich verändern kann.






Und unsere kleine Bine, die wir vor langer Zeit vermittelt haben, hat jetzt eine neue Freundin, die bei der Mutter der Besitzerin lebt!
Gelesen 1562 x Zuletzt bearbeitet am Monday, 12 October 2015 23:09
You are here: Home Start Unser Tagebuch Montag, 12.10.2015
Cookies make it easier for us to provide you with our services. With the usage of our services you permit us to use cookies.
More information Ok