Font Size

SCREEN

Profile

Menu Style

Cpanel

Dienstag, 23.06.2015

  • Posted on:  Tuesday, 23 June 2015 21:27
Unsere Mitarbeiterin, die in der Tierpflegerwohnung am Tierheim wohnt und rund um die Uhr das Notfalltelefon abnimmt, hatte heute ihren freien Tag. Der heutige Tagebucheintrag widmet sich daher der Frage, wie freie Tage bei Tierpflegern so aussehen:

Der freie Tag eines Tierpflegers!

Montagabend, ich freue mich aufs Ausschlafen, endlich ist es Dienstag, der freie Tag, sozusagen das Wochenende des Tierpflegers.
3 Uhr 16 Ein leises Quieken drängelt sich in meine Träume, das Hirn versucht das Quieken irgendwie einzubauen, das Quieken wird immer lauter, das Hirn gibt auf und meldet: Aufwachen!
Das Quieken verwandelt sich in ein intensives, hohes Miauen. Das Tierpflegerhirn meldet Babyalarm. Natürlich, schnell aufstehen und 4 Fläschchen machen. Fünf ca. 3-4 Wochen alte Katzenwelpen haben großen Hunger. Die Fläschchen sind schnell gemacht und schon kann es losgehen. Nanu, alle 4 Fläschchen sind leer und ein Welpe hat noch nichts bekommen? Gestern hat das doch noch gereicht! Aber sie werden größer und brauchen mehr. Also noch schnell ein Fläschchen gemacht, Bäuchlein massiert und um 4 Uhr 10 weiter geschlafen.




5 Uhr 36 Das Telefon läutet, das Tierpflegerhirn ist noch im Babymodus und befiehlt sofortiges Aufwachen und hin gehen. Eine verzweifelte junge Dame ist dran, sie hat in einem Kippfenster eine eingeklemmte Katze gefunden. Mittlerweile sind die Babys auch schon wieder wach, das Tierpflegerhirn weiß genau was passiert wenn nicht sofort 5 Fläschchen gemacht werden. Ich versuche die junge Frau zu überreden die Katze sofort in die Tierklinik zu bringen. Sie müsste in die Arbeit und weiß nicht ob sie die Katze anfassen kann, ich rede ihr gut zu, gebe ihr die Nummer der Tierklinik und hoffe das Beste. Richte 5 Flaschen her, füttere, massiere Bäuchlein und will wieder schlafen.

6 Uhr 53 Das Telefon läutet wieder. Es ist eine Familie aus Rosenheim, bei denen wir 3 Fallen aufgestellt haben, da seit einigen Tagen eine Katze mit ihren 5 Welpen bei ihnen auf der Terrasse wohnt. Die Frau ist hochgradig allergisch gegen Katzen, daher kann sie die Katzen auch nicht zu uns bringen Zwei der etwa 8 Wochen alten Katzenwelpen haben wir gestern schon eingefangen, jetzt würden zwei weitere in der Falle sitzen, man könne sie dann abholen.  Ich denke nach wer da fahren könnte, weil ich ja frei habe.

7 Uhr 10 Eine Kollegin ist angekommen, ich rufe sie an und frage ob irgendwer mit Führerschein da ist. Leider nein. Inzwischen sind die Babys auch wieder wach, unfassbar gibt es ja nicht, die können doch nicht schon wieder Hunger haben. Sie haben! Das übliche Prozedere, Fläschchen....................

7 Uhr 33 Mir fällt während des Fläschchengebens die Kippfensterkatze wieder ein und bin etwas beunruhigt, weil ich von der jungen Frau nichts mehr gehört habe. Schnappe mir währen eines Babywechsels das Telefon und rufe in der Tierklinik an. Gott sei Dank, die junge Frau hat es geschafft und die Katze in die Klinik gebracht, die Ärztin meint sie hätte eine Chance. Ich freue mich!
Nachdem alle Babys abgefüttert sind und endlich zufrieden schlafen, ich mich ins Bad begeben und mich schnell fertig gemacht habe, gehe ich mal rüber und schaue ob da wer die zwei Welpen in der Falle holen kann. Es kann keiner, viele Tiere haben Hunger, viele Häufchen müssen weg gemacht werden. Fazit, freier Tag hin oder her, ich fahr selber!



8 Uhr 50 Ich komme bei den Fallen in Rosenheim an und es sitzen 2 umgangssprachlich „Spuckfauchis" in der Falle. Spuckfauchis sind Katzenwelpen die ohne Menschlichen Kontakt aufwachsen und sozusagen erst Handzahm gemacht werden müssen. Jetzt haben wir 4 von 5 Spuckfauchis. Wir müssen dringend noch die Mutterkatze zum Kastrieren und einen Welpen einfangen. Von den 3 Fallen hat eine geklemmt, ich mach sie wieder scharf und bringe die 2 Spuckfauchis ins Tierheim zu ihren Geschwistern. Natürlich hat immer noch keiner Zeit zu fahren. Fahre noch mal hin um die 2 Fallen wieder aufzustellen. Dort angekommen höre ich schon ein klägliches Miauen, das Spuckfauchi Nr. 5 sitzt in der Falle, von der Mutterkatze ist weit und breit nichts zu sehen. Stelle wieder 2 Fallen scharf und bringe das letzte Spuckfauchi zu seinen Geschwistern.
Da wir keinen Platz mehr haben, beschließen wir, die 5 Spuckfauchis ohne Mutterkatze in ein befreundetes Tierheim nach Gelting zu fahren. Die Welpen sind ca. 7-8 Wochen alt und können auch ohne Mutter gut überleben. Die Geltinger sind so nett und haben für die Katzenfamilie liebevoll ein Zimmer her gerichtet und 2 Katzenschmuser werden die Zwerge so was von beschmusen, dass ihnen das Spucken und Fauchen bald vergehen wird und man sie in gute Hände vermitteln kann. Ich bin unendlich Dankbar!
Jetzt muss nur noch die Mutterkatze kastriert werden, sonst macht die ganze Aktion keinen Sinn und alles geht von vorne los. Wir wissen noch nicht ob die Katze verwildert oder zahm ist. Wenn sie verwildert ist, werden wir sie nach der Kastration wieder dort frei lassen, falls sie jemals in die Falle geht.
Es ist fast 11 Uhr und wer hat wieder Hunger und vor allem, wer fährt jetzt nach Gelting? Ich beschließe erst mal die 5 Süßen abzufüttern und mir hinterher Gedanken zu machen.

12 Uhr Ha, Daniel läuft mir über den Weg und wird sofort gefragt ob er einen Ausflug nach Gelting machen will. Er will, ich freu mich schon wieder! Welpen eingepackt und los geht's.
Es ist 12 Uhr 30 und da höre ich es, nein die Welpen schlafen, mein Magen knurrt, beschließe erst einmal zu Frühstücken.





13 Uhr 20 Ich schau mal nach Krümel (Mustafa-Ignatz) den armen Kerl hab ich heute früh um 7 Uhr 10 als die Kollegin in die Arbeit kam nach draußen verfrachtet. Er hat noch nicht viel von seiner Dosenöffnerin gehabt und mich drückt das schlechte Gewissen. Er hat zwar Pfleger die ihn streicheln und andere Hunde die mit ihm spielen, aber das ist nicht das selbe. 2 Minuten später bereue ich es schon wieder. Eine Frau steht am Empfang mit 2 Transportkisten. Sie hat in Halfing auf einem Reiterhof 3 Katzenwelpen gefunden, eigentlich waren es 5, aber 2 sind bei einem Tierarzt gestorben. Ich schau mir die 3 mal an, es sind 2 kleine Spuckfauchis (seufz) und eins aus einem anderen Wurf. Das dritte  hat nur noch 32 Grad, also extreme Untertemperatur, ist nur noch Haut und Knochen und hat eitrige Augen! Es ist gerade Tierarztvisite (wie praktisch) und das Kätzchen mit Untertemperatur wird sofort eingepackt und mit in die Praxis genommen.


13 Uhr 45 Ein Anruf aus Gelting, die 5 Spuckfauchis sind gut angekommen und wie zu erwarten, wissen sie das schöne Zimmer nicht zu würdigen, sie Spucken und Fauchen. Ich mach mir da keinerlei Sorgen, die Geltinger kriegen das schon hin. Mehr Kopfzerbrechen macht mir unsere Quarantänesituation, sie ist voll! Eine einzige Quarantänebox ist noch für einen Notfall frei. Fazit, keine Quarantänebox, keine Aufnahme mehr möglich. Die Katzenwelpensituation heuer erschlägt uns förmlich, alle Pflegeplätze sind voll belegt, die Quarantäne ist voll, man kann nur hoffen, dass nicht noch mehr kommen.





14 Uhr Das Telefon läutet, es hat keiner Zeit, ich geh da mal hin, es könnte ja jemand Paul gefunden oder gesehen haben. (Ständig machen wir uns Gedanken wegen Paul dem Boxer, der seit einem schweren Autounfall am Freitag vermisst wird) aber es ist nicht wegen Paul. Eine Frau meldet uns, dass sie durch unsere Facebookseite ihren Kater Findus wieder gefunden hat und bedankt sich. Ich freu mich total, unsere Schatzmeisterin sitzt oft bis in die Nacht hinein am PC und stellt vermisste oder gefundene Tiere ein, ehrenamtlich versteht sich, ihre Arbeit trägt Früchte, einfach schön. Wieder läutet das Telefon, durch Gassigehen ab 14 Uhr und allerlei anderer Arbeiten hat immer noch keiner Zeit, geh noch mal hin, aber jetzt das letzte Mal! Es ist Krissi aus der Praxis, sie erzählt mir, dass die Fundkatze aus Feldkirchen-Westerham von gestern frisst und wieder freu ich mich, verbinde rüber damit Mini unsere Katzenpflegerin Termine für Kastrationen ausmachen kann!


14 Uhr 19 die Zwerge sind verdächtig still, ich riskiere einen Blick, sie schlafen friedlich, wie schön. Ich beschließe im Haushalt was zu tun, immerhin hab ich heute frei.

14 Uhr 34 Eine SMS von unserer 1. Vorsitzenden ist gekommen, sie teilt mir mit, dass heute Abend im Tierheimbüro ein Treffen mit den Teilnehmern der Musikalischen Lesung die am Freitag, 24. Juli um 20:00 Uhr im Tierheim stattfindet ist. Irgendwie ist unser Vorstand Tag und Nacht nur am Werkeln um dieses Tierheim zu retten. Ich geh mal rüber um den Pflegern zu sagen, dass sie das Büro schön herrichten sollen




15 Uhr 14 Die Babys piepsen leise, jetzt haben sie eh lange brav geschlafen, ich werde dann mal 5 Fläschchen ............................ Die Süßen wollten nur eine kleine Zwischenmahlzeit, jetzt spielen sie, mei liab! Bald wird ihnen ihre derzeitige Unterkunft zu klein sein, was dann? Drüben im Tierheim ist kein Platz, hier können sie nicht herum laufen, Krümel bekommt jedes Mal eine Krise wenn sich eine erwachsene Katze den Kleinen nähert. Alles seins! Na ja, uns wird schon was einfallen.

15 Uhr 55 Eine unserer Damen, die sich um Wildtiere kümmert ruft an, irgendwie fallen vermehrt Eichhörnchenbabys von den Bäumen, ich soll doch mal schnell Eichhörnchenfutter bestellen. Gestern Abend war ein nettes Paar da, das hat auch ein kleines Eichhörnchen gefunden und man stelle sich vor, sie kümmern sich selber drum, wir sollten ihnen nur einen Käfig leihen, welche Freude. Ach ja, ich geh mal schnell rüber und bestell Futter.

16 Uhr 17 Futter ist bestellt, es läutet ständig das Telefon, ich bekomm das mit weil es in der Pflegerwohnung mitläutet, alle sind im Stress, ich muss noch schnell einkaufen gehen, damit ich da bin, wenn die anderen um 17 Uhr (schön wär's) oder später nach Hause fahren, um Notfälle zu betreuen. Und dann sind da ja auch noch die 5 Süßen, die bald wieder Hunger haben............................

18 Uhr 10 Es geht weiter. Anruf der Polizei Rosenheim. Bewohner eines Hauses aus der Innstr. haben bei sich im Keller eine Katze entdeckt, wir sollen sie bitte abholen, da sie womöglich trächtig ist. Da wir ja nicht wollen, dass eine Katze in einem Keller ihre Jungen bekommt, sind wir natürlich los gefahren um die Katze aus dem Keller zu holen. Was der Fahrer dann mitbrachte, war ein kastrierter, tätowierter, super gepflegter, gut genährter, großer, wunderschöner Kater. Wir werden gleich morgen früh die Tätowierung auslesen (allein ging das leider schlecht) und den Kater dann hoffentlich wieder nach Hause schicken können.



Nachtragen müssen wir noch die Dinge, die heute im Tierheim berichtenswert waren und die unsere Mitarbeiterin nicht mitbekommen hat, weil sie heute ja bekanntlich frei hatte:

Katzendame Kessi war bei uns als Notfall eingestellt, weil sie im Tierheim sehr unglücklich war. Die schon ältere Kessi kam als Fundkatze zu uns und kam mit den anderen Katzen gar nicht zurecht. Sie zog sich mehr und mehr zurück, weshalb unsere Pfleger sich große sorgen um sie machten. Unsere Pfleger freuten sich daher sehr, dass Kessi heute nach Rosenheim Pang zu einer netten Dame und ihrer Tochter ziehen durfte. Dort wird Kessi in einer schönen Wohnsiedlung mit wenig Verkehr leben und hat auch Felder und Wiesen in der Umgebung. Noch mehr gefreut haben sich unsere Pfleger allerdings, weil sie schon die erste Rückmeldung bekommen haben: Kessi, die sich bei uns so sehr zurück gezogen hatte, fühlte sich nach nicht mal einer Stunde im neuen Zuhause absolut daheim, tollte herum und konnte gar nicht genug davon bekommen, mit ihren neuen Menschen zu spielen. Wir sind überglücklich über dieses Happy End und wünschen noch viele wunderschöne gemeinsame Jahre!



Ebenfalls ausziehen durfte das hübsche Katzenmädchen Rala. Rala war zusammen mit ihrer bereits wieder schwangeren Mutter beim Auszug der Besitzer einfach zurückgelassen worden. Nachbarn fingen die beiden ein  und brachten sie zu uns. Rala Mutter zieht derzeit auf einem Pflegeplatz ihre nächsten (und natürlich letzten) Kinder groß, Rala durfe nach Vagen in ein neues Zuhause am Ende der Welt ziehen. Dort lebt sie bei einer netten Familie in einem Paradies für Katzen. Auch für Rala freuen wir uns natürlich und wünschen alles gute für die Zukunft.
Gelesen 1239 x Zuletzt bearbeitet am Thursday, 25 June 2015 19:29
You are here: Home Start Unser Tagebuch Dienstag, 23.06.2015
Cookies make it easier for us to provide you with our services. With the usage of our services you permit us to use cookies.
More information Ok