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Lügen und Wahrheit

  • Posted on:  Friday, 22 October 2021 22:13
Wir wissen, dass wir von Tierbesitzern und vermeintlichen Findern immer wieder angelogen werden, aber der Fall von "Fundhund" Karli wird sicher Aufnahme in die Top Five der extremen Lügenfälle finden!

Der "falsche" Fundhund

Irgendwie sollten wir bei folgender Geschichte viel geschockter sein, aber leider kommt das viel öfter vor als man glaubt:

Letzte Woche wurde uns ein vermeintlicher Fundhund von einer vermeintlich besorgten Spaziergängerin gebracht. Ihre „Story" ist wie in jedem dieser Fälle nicht besonders ausgeklügelt, aber gespickt mit ganz wundervollen Details: Sie wäre mit dem Kinderwagen unterwegs gewesen und hätte dann den armen Hund alleine laufen sehen... Da sie ihm ganz unbedingt helfen wollte, sei sie sogar nochmal nach Hause, um Geschirr und Leine (zufällig passend) zu holen und dann wieder zurück an die Stelle, an der ihr der Hund begegnet sei. Geschnappt hätte er auch, aber sie hätte natürlich nicht locker gelassen usw. Nichts, was wir so oder in ähnlicher Form nicht schon einmal gehört hätten.

So kam der vermeintliche Fundhund, ein wunderschöner dunkler Schäferhund-Mix Senior, zu uns. Nach einigen Telefonaten, um die Zuständigkeit abzuklären, wurde schnell klar, dass unser Fundhund in Wirklichkeit kein Fundhund ist, sondern ein Senior, der jetzt in seinem Alter Probleme macht, nicht mehr so lieb ist und ganz klar „eine Bedrohung" für die ganze Familie darstellt.

Die Halterin konnte zügig ausfindig gemacht werden, als der vermeintlichen Finderin (einer sehr guten Freundin) klar gemacht wurde, dass eine Anzeige wg. Betruges im Raum stehe. Die Erklärungen der Halterin waren leider ein ebenfalls nicht besonders einfallsreiches Konstrukt aus Ausreden, Rechtfertigungen und Vorwürfen. Ihr Hauptargument war: Sie hätte sich ja immerhin die Mühe gemacht, im Tierheim ihres Bezirkes anzurufen. Und da es dort keinen Platz mehr gab, hatte sie ja wohl keine Wahl als eine „andere" schnelle Lösung zu finden. Immerhin seien Tierheime ja wohl dafür da, ALLE Tiere bei sich aufzunehmen.

Schade ist nur, dass alle Tierheime und so auch wir, immer Hilfe und Alternativen anbieten. Selbst wenn die Tierheime aus allen Nähten platzen und die Tierpflegerinnen und Tierpfleger schon seit Monaten an ihre Grenzen kommen, geben wir kein Tier auf und kümmern uns auch um die, die nicht bei uns sind. So können wir in Notfällen kurzfristig Pflegestellen organisieren oder bei der Privatvermittlung unterstützen. Und das alles mit nicht unerheblichem Aufwand und ohne jemals auch nur daran zu denken, etwas in Rechnung zu stellen. Aber das geht natürlich nicht schnell genug und wenn der Hund weg muss, „muss er eben weg und das SOFORT!"

Wir haben unseren „falschen Fundhund" jetzt Karli (wie die dicke Maus bei Cinderella) getauft, weil er leider ein zitterndes Bündel Fell ist, der versucht, sich in seinem Körbchen unsichtbar zu machen. Er versteht die Welt nicht mehr. Und da die Aussagen der Finderin und der Halterin so widersprüchlich waren und uns keine Daten oder Hintergründe zur Vergangenheit des Hundes bekannt sind, muss er jetzt auch noch ganz alleine in unserer Quarantäne-Abteilung sitzen.

Wir wollen Karli jetzt gar nicht mehr hergeben, weil es immer die Alten und die Kranken sind, die unsere Herzen ganz besonders berühren. Aber wir möchten nochmal ganz deutlich sagen: Wer sich ein Haustier ZULEGT, ist auch in vollem Maße dafür verantwortlich!!
Ein Tierheim ist keine Abladestelle für ungewollte Haustiere. Es ist eine Anlaufstelle, um sich Hilfe zu holen und um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, aber es dient nicht dazu, dass man sich ohne großen Aufwand vor der Verantwortung drücken kann.
Auf die Halterin unseres armen Beispiels kommen nicht unerhebliche Kosten für Unterbringung und ärztliche Versorgung zu. Auch eine Anzeige wegen Betruges steht im Raum.

Eine vergleichbare Lügengeschichte war übrigens die Geschichte von Spitzhündin Sissi, die angeblich nachts an einer Parkbank angebunden gefunden wurde. Als wir der Polizei die vermeintlich ausgesetzte Hündin meldeten, erinnerte sich jedoch ein Polizist, die Hündin erst vor wenigen Tagen in der Wohnung des Lebensgefährten der "Finderin" gesehen zu haben. Dann war da Cora, die angeblich bei einer Frau in Pflege gegeben und nie abgeholt worden war. Irgendwie fanden wir heraus, dass die "Pflegestelle" die Hündin von einer Tierschutzorganisation übernommen hatte und dieser sogar Fotos geschickt hatte, wie gut es Cora bei ihr ging. Die Fotos hatten wir bei uns im Tierheim gemacht, die frühere Besitzerin hatte sie einfach von unserer Seite runtergeklaut. Und dann war da noch Natalie, deren "Finderin" auf der Heimfahrt von Salzburg nach München in Rosenheim "eine Zigarettenpause einlegte" und dabei den Hund, der sich von Fremden nicht anfassen ließ, problemlos einsammelte. Zusätzlich hatte die Finderin auch noch "zufällig" Leine und Geschirr dabei, die Natalie genau passten. Nachdem Natalie während der Fahrt die Leine vollgekotzt hatte, haben wir so unsere Vermutungen, warum dieser Hund "gefunden" wurde.
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