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Welttierschutztag 2015

  • Posted on:  Sunday, 04 October 2015 12:43
Am 04. Oktober ist Welttierschutztag!

Nun ist das für uns nicht besonderes, bei uns ist ja jeden Tag Tierschutztag.
Trotzdem wollen wir diesen Tag zum Anlass nehmen, ein Tierschutzthema anzusprechen, das uns im letzten Jahr ganz besonders beschäftigt und belastet hat:
Die Fundtiere!

Haustiere, die gefunden werden, sind rein rechtlich gesehen erst einmal Fundsachen, für deren "Aufbewahrung" die Gemeinden zuständig sind. Hierfür sind die Gemeinden natürlich nicht gerüstet, die Tiere kann man ja nicht einfach ins Regal packen, die müssen artgerecht untergebracht und versorgt werden. In der Regel werden die Tiere daher ins Tierheim gebracht, die Tierheime rechnen dann mit den Gemeinden den entstandenen Aufwand ab. Um diesen gigantischen Verwaltungsaufwand, der von den Tierheimen fast nicht geleistet werden kann, zu minimieren, haben wir versucht, mit den Kommunen des Landkreises Rosenheim eine Einwohnerpauschale zu vereinbaren. In vielen anderen Landkreisen sind Einwohnerpauschalen von 50 Cent und mehr pro Einwohner längst gängige Praxis. Leider konnten sich die Gemeinden des Landkreises Rosenheim nicht dazu aufraffen, wenigstens diesen geringen Betrag für den Tierschutz bereitzustellen. Da die geringen Mittel, die die Gemeinden bereit waren zu zahlen, bei keinem der betroffenen Tierheime ausgereicht hätte, um die Kosten zu decken, fanden die Tierheime auch keinen gemeinsamen Schlüssel, wie diese Gelder zu verteilen wären. Die Verhandlungen über die Einwohnerpauschale sind daher leider vorerst gescheitert, wir müssen auch weiterhin den gewaltigen Verwaltungsaufwand der Einzelabrechnungen stemmen.

Zu den Anstrengungen, die uns die Bürokratie abverlangt, kommt hinzu, dass auch die Aufnahme und Versorgung der vielen Fundtiere eine gewaltige Aufgabe darstellt. Viele Tiere werden als Notfälle mitten in der Nacht gebracht oder gemeldet, oft genug wird eine Mitarbeiterin aus dem Schlaf gerissen und muss durch die Nacht fahren, um ein verletztes Tier einzusammeln, viele Tiere auch müssen gleich zum Tierarzt gebracht werden.

Das größte Kontingent an Fundtieren stellen immer wieder die Katzen, dieses Jahr haben wir irgendwann bei über 30 Fundkatzenbabys aufgehört zu zählen, mittlerweile sind noch mindestens genau so viele dazugekommen. Auffallend ist jedoch, dass im letzten Jahr sehr viele alte und kranke Katzen gefunden wurden, da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass der eine oder andere sein nicht mehr ganz so hygienisches und Tierarztkosten verursachendes Tier loswerden wollte. Manche alte Katze wurde uns aber auch gebracht, weil sie aufgrund ihres Alters einfach krank aussah. Da wir alle Fundtiere auf unserer Homepage und auf Facebook veröffentlichen, konnten so einige dieser Katzen wieder an ihre erleichterten Besitzer zurückgegeben werden.

Ebenfalls zurückgegeben werden konnten fast alle Fundhunde. Die meisten Hunde, die allein unterwegs sind, haben sich nur erschrocken und finden nicht mehr nach Hause, sind auf Brautschau oder machen auch nur mal allein einen Spaziergang. Manche dieser Hunde, meist unkastrierte Rüden, sind Stammgäste im Tierheim und werden immer wieder zu uns gebracht. Sehr ermüdend sind da für unsere Mitarbeiter die Diskussionen mit den Findern, die den Hund zwar melden, ihn aber behalten wollen, "weil die Kinder ihn schon so lieb gewonnen haben". Da unsere Mitarbeiter wissen, dass fast Fundhunde Besitzer haben, die ihre Lieblinge bereits verzweifelt suchen, bestehen sie darauf, dass der Hund ins zuständige Tierheim gebracht wird. Im Idealfall ist der Hund dann sogar gechippt und registriert, der Chip wird im Tierheim ausgelesen und der Hund kann innerhalb kürzester Zeit an seine Besitzer zurückgegeben werden.

Wesentlich niedriger ist die Rückgabequote bei den Kleintieren. Immer wieder werden Kaninchen und Meerschweinchen ins Tierheim gebracht, die in Schachteln gefunden wurden. Gelegentlich haben wir auch den Verdacht, dass die Tiere von den "Findern" in die Schachtel gesetzt wurden, oft genug werden die Tiere aber auch tatsächlich auf einem Parkplatz oder sonstwo einfach ausgesetzt. Ein besonders empörender Fall, der leider noch nicht aufgeklärt werden konnte, sind die vielen Kaninchen und vor allem Meerschweinchen, die im östlichen Landkreis immer wieder an Bushaltestellen ausgesetzt werden. Mittlerweile haben wir bereits über 50 (!) Meerschweinchen aufnehmen müssen, einge davon so jung, dass sie noch mit der Flasche gefüttert werden mussten. Zum Glück bewährt sich hier wie auch bei den Katzenbabys die Zusammenarbeit mit anderen Tierheimen, so dass wir bei Engpässen immer wieder einige Tiere an Kollegen abgeben konnten.

Auch die verschiedensten entflogenen Vögel werden uns immer wieder gebracht. An Wellensittiche, Kanarienvögel und Graupapageie sind wir gewöhnt, werden sie nicht abgeholt, reichen wir sie in der Regel an Pflegeplätze weiter, da wir selber für die dauerhafte Aufnahme von Vögeln nicht eingerichtet sind. Mehr Kopfzerbrechen bereiteren uns dieses Jahr allerdings ein Pfau, der es sogar geschafft hatte, den Inn zu überqueren und eine Pfauentaube sowie eine aus Duisburg stammende Brieftaube, die aber alle an ihre Besitzer zurückgegeben werden konnten.

Neben den gängigen Haustieren haben wir aber auch immer wieder alle möglichen mehr oder weniger exotischen Findlinge, die wir selber nicht aufnehmen können. Zum Glück gibt es da einige Privatpersonen, die immer wieder die verschiedensten Pfleglinge aufnehmen, aufpäpppeln und fachkundig versorgen. Hier seien beispielhaft, die vielen Igelkinder genannt, die jeden Herbst massenhaft gemeldet werden und mit deren Versorgung wir völlig überfordert wären. Auch Eichhörnchen, Siebenschläfer, Marder und andere Wildtiere werden von diesen Tierfreunden aufgenommen, aufgepäppelt und wieder ausgewildert. Ebenso haben wir Spezialisten für Wildvögel, vor allem aus dem Nest gefallenen Vogelbabys, die ebenfalls in beachtlicher Anzahl gebracht werden und für Reptilien. Wasserschildkröten dürfen in der Regel in unseren Teich ziehen, Landschildkröten dagegen sind meist steng geschützt und müssen zur Reptilienauffangstation in München gebracht werden.

Insgesamt ist die Versorgung der verschiedenen Fundtiere eine gewaltige Aufgabe, die unseren Mitarbeitern viel abverlangt. Zu der Unterbringung und Versorgung kommt oft genug die emotionale Belastung, wenn ein verletztes Tier nicht mehr gerettet werden kann, die logistische Herausforderung, auch eine größere Anzahl von Fundtieren unterzubringen, obwohl die entsprechende Station eigentlich voll ist, die artgerechte Unterbringung und Versorgung auch ausgefallener Pfleglinge, die mit schöner Regelmäßigkeit anfallenden Nachteinsätze und vieles mehr.
Trotzdem freuen wir uns über jedes Tier, das an seine Besitzer zurückgegeben, auf einen schönen neuen Platz vermittelt oder auch wieder ausgewildert werden konnte!
Gelesen 1835 x Zuletzt bearbeitet am Sunday, 04 October 2015 20:23
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